Medizinische Schwerpunkte & Operationsverfahren des Prostatakarzinom-Zentrum am Klinikum Kempten
Bei der radikalen Prostatektomie werden die Prostata, die Samenblasen und meist auch die Lymphknoten entlang der Beckengefäße operativ vollkommen entfernt. Die Totaloperation ist für Patienten mit einem lokal begrenzten Prostatakarzinom und einer Lebenserwartung von über zehn Jahren das beste Therapieverfahren.
Es gibt folgende Zugangswege für die Operation:
- retropupisch (Bauchschnitt)
- perineal (Dammschnitt)
- laparoskopisch und robotisch(Schlüssellochchirurgie durch die Bauchhöhle)
Die radikale Prostatektomie bietet die höchste Rate an Tumorfreiheit im Langzeitverlauf. Die unmittelbaren Risiken des zwei- bis dreistündigen Eingriffs sind heute gering. Die meist vorübergehende Inkontinenz und Potenzstörungen unterschiedlichen Grades sind nur noch selten Komplikationen.
Bei niedrigem Tumorrisiko kann die Potenz durch eine Schonung der für die Potenz verantwortlichen Nerven erhalten werden.
Kurzzusammenfassung:
Die Vorteile:
- Die Wahrscheinlichkeit einer Heilung ist sehr hoch.
- Es liegen für diese Prognose Langzeitdaten vor.
- Nach dem Eingriff haben wir Kenntnis des pathologischen (krankhaften) Stadiums.
- Nicht zu unterschätzen ist der psychologische und für die Genesung wichtige Vorteil: Der Tumor wurde aus dem Körper entfernt.
- Eine zusätzliche Strahlentherapie ist ohne Probleme möglich.
Mögliche Risiken:
- Eine Operation sowie eine Vollnarkose sind immer mit gewissen Risiken verbunden.
- Selten treten Folgen auf wie Inkontinenz oder Impotenz.
- Die Totaloperation ist nicht für ältere und kranke Patienten geeignet.
Bei der externen Strahlentherapie wird die Prostata mit Hilfe eines Linearbeschleunigers in täglichen Sitzungen (5 Mal in der Woche) über einen Zeitraum von sieben bis neun Wochen bestrahlt. Zur genauen Planung wird anhand einer Computertomographie-Aufnahme zunächst ein Bestrahlungsplan erstellt. Die Behandlung erfolgt ambulant. Die externe Strahlentherapie ist eine Behandlungsalternative. In manchen Fällen wird während der Bestrahlung eine gleichzeitige Hormontherapie durchgeführt, die im weiteren Verlauf wieder abgesetzt wird. Mit den heutzutage angewandten Bestrahlungstechniken (IMRT, IGRT und 3-D-konform) sind Nebenwirkungen, die Blase und Enddarm
betroffen haben, deutlich reduziert worden. Die externe Bestrahlungsbehandlung kann auch zusätzlich zur Operation durchgeführt werden.
Kurzzusammenfassung:
Die Vorteile:
- Die Behandlung erfolgt ambulant ohne Operation.
- Die Heilungserfolge sind ähnlich hoch wie bei der radikalen Prostatektomie.
Die Nachteile:
- Die Behandlung erfolgt über einen längeren Zeitraum.
- Blase und Enddarm können durch die Strahlen belastet werden.
- Die Erektionsfähigkeit kann beeinträchtigt werden.
Das Wachstum des Prostatakarzinoms ist abhängig vom männlichen Geschlechtshormon Testosteron. Wird das Testosteron entzogen oder seine Wirkung blockiert, so kann das Wachstum des Prostatakarzinoms gestoppt werden. Die Hormontherapie kann bei weit fortgeschrittenen oder auch metastasierten Tumoren sowie bei älteren oder kranken Patienten als Primärtherapie zum Einsatz kommen. Weitere Indikationen für den Androgenentzug bestehen im Falle eines Tumorrezidivs (Rückfall) nach anderer Primärtherapie oder auch im neoadjuvanten/adjuvanten Einsatz (vor oder bei einer externen Bestrahlung). Je nach Aggressivität des Tumors kann es im Laufe von einigen Jahren zu einer Hormonunempfindlichkeit kommen.
Die Hormontherapie kann auf verschiedene Weise durchgeführt werden:
- durch eine operative Entfernung der Keimdrüsen
- durch eine medikamentöse Ruhigstellung der Keimdrüsen
- durch die Gabe von Antiandrogenen.
Kurzzusammenfassung:
Die Vorteile:
- Der Patient muss keine Operation auf sich nehmen.
- Bei bestimmten Indikationen kann eine Zusatztherapie durchgeführt werden.
Die Nachteile:
- Es erfolgt keine Heilung des Prostatakarzinoms.
- Nach einigen Jahren kann ein Wirkverlust auftreten. Mit Nebenwirkungen muss gerechnet werden: z.B. Antriebsarmut, Abnahme der Libido, Osteoporose.